Wenn die Ölpreise stark steigen, wird immer wieder auf «Ölkrise» der 1970er-Jahre verwiesen, in der die Weltwirtschaft und mit ihr die Schweiz aufgrund der höheren Energiepreise in eine schwere Rezession gefallen sein sollen. Fakt ist aber: Die Rolle der Ölpreise wird überschätzt. Dass das Bruttoinlandprodukt in der Schweiz besonders stark einbrach, ist vor allem auf die fehlende Arbeitslosenversicherung und die Rückwanderung von ausländischen Jahresaufenthaltern und Saisonniers zurückzuführen. Ein weiterer Grund war das Auseinanderbrechen des Bretton-Woods-Währungssystems, was dazu führte, dass sich der Dollar und das Pfund stark abwerteten. Der Franken wurde hingegen wesentlich teurer.
Obwohl der Ölpreis in den 1970er-Jahren weltweit stieg, entwickelten sich die einzelnen Volkswirtschaften sehr unterschiedlich. Bei einer reinen «Ölkrise» wären die Unterschiede geringer. Das Schweizer Bruttoinlandprodukt brach ab 1974 richtiggehend ein und ging um mehr als 5 Prozent zurück. Die USA war hingegen vergleichsweise wenig betroffen und fasste schnell wieder Tritt. Auch die heutige Eurozone hielt sich vergleichsweise gut.