Arbeitskräftemangel trotz Corona-Krise: Wirtschaftlicher Aufschwung, tiefere Arbeitszeiten und weniger Konkurse als Ursachen

Blog Daniel Lampart

Obwohl die Corona-Krise noch nicht zu Ende ist, liegt die Arbeitslosigkeit in der Eurozone bereits leicht unter dem Vorkrisen-Niveau. Die Firmen melden einen Arbeitskräftemangel wie es ihn schon lange nicht mehr gab. Das ist doch ziemlich erstaunlich. Was können die Gründe sein?

Die Wirtschaft ist zwar schnell aus dem Corona-Tief herausgewachsen. Doch das Bruttoinlandprodukt hat mittlerweile erst das Vorkrisenniveau erreicht. Normalerweise reicht das bei Weitem nicht, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Denn die Firmen rationalisieren und investieren, so dass sie Jahr für Jahr weniger Personal brauchen, um das gleiche zu produzieren.

Daran hat sich in der Corona-Krise grundsätzlich nichts geändert. Es ist einfach weniger gut sichtbar. Denn die Firmen beschäftigen zwar etwas mehr Personal. Doch die Arbeitszeit der Beschäftigten ist um 2 bis 3 Prozent gesunken. Es sind also mehr Personen berufstätig als vor der Corona-Krise. Aber sie arbeiten etwas weniger, was teilweise auf weiterhin bestehende Kurzarbeitsmassnahmen zurückgehen dürfte. Die These, dass sich viele in der Corona-Krise vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hätten oder sich in einer Orientierungsphase ohne Job befinden, wird für Europa nicht bestätigt.

Ein weiterer Faktor dürfte ebenfalls noch eine Rolle spielen. Dank den staatlichen Stabilisierungsmassnahmen gab es in der Corona-Krise jedes Quartal ungefähr 30 Prozent weniger Konkurse als zuvor. Die Firmen – im Gastgewerbe und anderen Dienstleistungsbranchen – waren wesentlich überlebensfähiger. Das hat ebenfalls zur heute überraschend positiven Arbeitsmarktsituation beigetragen. Zu vertiefen wäre auch noch, wie sich die sektoriellen Verschiebungen - etwas weniger Beschäftigte im Gastgewerbe und in der Industrie, etwas mehr in ICT, Gesundheitswesen u.a. - ausgewirkt haben.

Wie geht es weiter? Prognosen waren und sind in der Krise nach wie vor sehr schwierig. Die Konjunkturaussichten sind aber nach wie vor positiv. Allerdings ist zu befürchten, dass die «Normalisierung» des Wirtschaftslebens paradoxerweise auch wieder zu mehr Konkursen führen dürfte.

Forschende Ökonomen könnten die Corona-Zeit als eine Art natürliches Experiment sehen, in welchem man sehen kann, inwiefern sich Stabilisierungsmassnahmen und weniger Insolvenzen auf die Produktivität und die Beschäftigungssituation auswirken.

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