Arbeitslosigkeit bei den 60- bis 64-Jährigen wieder auf Höchststand

Blog Daniel Lampart

Heute stehen viel mehr 55- bis 64-Jährige im Erwerbsleben als früher. Für diesen Trend gibt es gesellschaftliche und sozialpolitische Ursachen:

  • Bei den Frauen spiegelt die Entwicklung die in allen Altersgruppen gestiegene Erwerbstätigkeit aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und der veränderten Stellung der Frauen.
  • Wegen den sinkenden Renten und den weniger gut verzinsten Alterskapitalien in der 2. Säule müssen immer mehr Berufstätige länger arbeiten, um den Lebensstandard im Rentenalter einigermassen halten zu können.
  • Die reglementarischen Rentenalter in den Pensionskassen steigen seit Jahren. Frühpensionierungen werden seltener.
  • Wegen den Leistungsverschlechterungen in den Pensionskassen und der restriktiveren Rentenpraxis bei der IV ist es für die Arbeitnehmenden schwieriger geworden, diese „Notausgänge“ bei Problemen im Job zu nutzen. 

Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen (in Prozent)

Die Zahl der Frühpensionierten ging in den letzten Jahren spürbar zurück, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen, derweil die Erwerbslosigkeit stieg. Bei den Männern hat sie 2021 sogar einen neuen Höchststand erreicht.

Frühpensionierte und erwerbslose Männer (links) und Frauen (rechts) im Alter von 55- bis 64-Jahren (in Prozent)

Die Lage hat sich vor allem bei den 60- bis 64-Jährigen verschlimmert: Seit der Corona-Krise sind sie die Altersgruppe mit der höchsten Arbeitslosenquote – das ist völlig neu. Vorher waren insbesondere die Jüngeren häufiger arbeitslos, was u.a. damit zusammen hing, dass sie gewisse Schwierigkeiten beim Eintritt in den Arbeitsmarkt nach Absolvierung einer Ausbildung, dem Militärdienst oder einer Mutterschaft hatten. Bei den Älteren ist das viel weniger der Fall: sie haben im Gegenteil grössere Mühe, wieder eine Stelle zu finden, wenn sie arbeitslos sind. Dies unabhängig von ihren Qualifikationen oder ihren Lohnvorstellungen. Ein Teil der höheren Arbeitslosigkeit kann darauf zurückzuführen sein, dass während der Corona-Krise zwei Mal zusätzliche Taggelder gesprochen wurden. Wobei es bei den Älteren nicht weniger Aussteuerungen gibt. Auffällig ist zudem, dass die Arbeitslosigkeit bei den «Älteren» langsamer sinkt als bei den übrigen Altersgruppen.

Arbeitslosenquoten (saisonbereinigt)

Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. In der Gastronomie haben die älteren Arbeitslosen stark zugenommen – trotz den häufigen Klagen der Arbeitgeber über Arbeitskräftemangel. Bei den Männern sind es daneben das Ausbaugewerbe, der Grosshandel und die Industrie, welche die Arbeitslosigkeit nach oben getrieben haben. Bei den Frauen hingegen das Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Detailhandel.

Branchen: Beiträge zum Wachstum der Arbeitslosigkeit bei den 60- bis 64-Jährigen Männern und Frauen (2019 bis 2022, Durchschnitt der Monate Januar bis April)

 

 

 

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