Die Sparprogramme der Expertengruppe Gaillard schaden den unteren und mittleren Einkommen. Die öffentlichen Kassen sind voll. Geld für soziale Verbesserungen ist vorhanden.

Blog Daniel Lampart

Wenn man Bundesrätin Keller-Sutter und ihren “Experten” zuhört, erhält man den Eindruck, dass die Schweiz auf ein Schuldenproblem zuläuft. Sie fordern Sparprogramme und wollen der AHV weniger Geld vom Bund überweisen. Die Überbrückungsrente für ältere Arbeitslose wollen sie sogar ganz abschaffen. Nota bene obwohl sie immer wieder betonen, dass die AHV nicht ausreichend finanziert sei und auf grosse Defizite zulaufen würde. Aber bei der AHV geht es nicht um solide Finanzen, sondern um “Reformdruck", wie die “Experten” schreiben. Der Druck für eine Erhöhung des Rentenalters soll steigen.

Wenn man die Statistiken des Finanzdepartementes anschaut, sieht man das Gegenteil. Bund, Kantone und Gemeinden haben seit 2006 in fast jedem Jahr Überschüsse gemacht. Sie haben ihre Kassen gefüllt. Auf Kosten der Bevölkerung. Sie haben heute mehr als 100 Milliarden Franken Vermögen. Oder anders gesagt: Jeder und jede von uns hat beim Staat noch ein Guthaben – von rund 12'000 Franken. 

Beim Bund ist die Schuldenbremse das Hauptproblem. Die Schweizer Bevölkerung wollte, dass der Bund nur so viel ausgeben darf wie er einnimmt. Doch im Bundeshaus haben sie die Schuldenbremse so umgesetzt, dass der Bund Jahr für Jahr 1 bis 1.5 Milliarden Franken spart. Weil es Projektverzögerungen gibt oder Stellen nicht besetzt werden können, kann der Bund nicht das ganze Budget ausgeben. Dieser Überschuss steht aber nicht mehr zur Verfügung. Sondern er fliesst auf das Sparkonto der Schuldenbremse. 

Der Bund, Kantone und Gemeinden gehören zur kleinen Minderheit der Staaten in Europa, die ein Nettovermögen ausweisen. In der Grafik aus OECD-Daten unten ist das mit einem negativen Balken dargestellt (negative Nettoschuld). 

 

Staatliche Nettoschuld in Prozent des BIP

Nicht nur der Staat spart mehr als er ausgibt. Sondern auch die privaten Haushalte, die Banken, die Versicherungen und die Pensionskassen. Wir sparen in der Schweiz viel mehr als wir investieren. Aus diesem Grund fliessen rund 50 Milliarden Franken ins Ausland. Sie werden dort angelegt, statt in der Schweiz. 

Aus ökonomischer Sicht braucht der Staat gar kein Vermögen. Solange es der Bevölkerung und den Unternehmen wirtschaftlich gut geht. Denn der Staat ist keine Firma. Sondern der Staat sind wir alle. Oder umgekehrt: ohne den Staat gibt es auch keine Wirtschaft. Denn er gibt die Gesetze und die Rahmenbedingungen. Er sorgt für Ausbildung und Infrastruktur usw. Solange die Haushalte und die Wirtschaft finanziell auf guten Beinen stehen, wären aus ökonomischer Sicht deshalb auch Staatsschulden grundsätzlich kein Problem. Schwierig wird es vor allem dann, wenn sich ein Land – wie ein Entwicklungsland – im Ausland in einer Hartwährung verschulden muss. Dann steigen die Risiken, dass es die Zinsen einmal nicht mehr zahlen kann. 

In der Schweiz ist das Gegenteil der Fall. Weil Staat, Pensionskassen und Haushalte Vermögen bilden, gibt es zu wenig Anlagemöglichkeiten. Die Zinsen sind extrem tief. Das ist nicht nur schlecht fürs Sparkonto, sondern auch für die Sozialversicherung, die eigentlich 1500 Milliarden gewinnbringend und sicher anlegen müssten. 

Aus ökonomischer Sicht wäre klar: Der Bundesrat sollte sich durch die ökonomische Realität leiten lassen und die Sparvorhaben bei der AHV und den Sozialwerken von BR Keller-Sutter und ihren “Experten” streichen. Die öffentlichen Kassen sind voll. Während bei vielen Leuten das Geld kaum zum Leben reicht. Diese Sparprogramme nützen den Reichen. Gut finanzierte Sozialwerke hingegen den mittleren und tiefen Einkommen. 

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