Die Teilzeitkritik ist Unsinn. Wichtig ist die Produktivität. Hier läuft einiges schief - insbesondere in den Banken

Blog Daniel Lampart

In den letzten Tagen gab es einige ziemlich erschreckende Medienbeiträge gegen Teilzeit-Anstellungen. Wer nur ein Teilpensum hat, läge der Allgemeinheit auf der Tasche und müsse die Studiengebühren zurückzahlen. Weil er die Studiengebühren nicht über höhere Sozialversicherungsbeiträge an den Staat zurückzahlt. Wobei sich die Frage stellt, inwiefern sich der Staat bei den heute hohen Studiengebühren überhaupt noch an der Ausbildung beteiligt, wenn man von aufwändigen Fächern wie Medizin oder Naturwissenschaften absieht. Doch das ist nur ein Nebenschauplatz.

Die Teilzeitkritik beruht auf einer grundlegenden Verwechslung. Sie kritisiert, dass zu wenig Stunden gearbeitet werden. Doch in hoch entwickelten Volkswirtschaften wie in der Schweiz ist die Produktivität pro Arbeitsstunde entscheidend. Es geht darum, dass wir möglichst viel bewirken, wenn wir arbeiten. Und nicht, dass wir möglichst viel arbeiten. Ob Teilzeit produktiver ist als Vollzeit, ist umstritten. Es gibt Argumente dafür (ausgeruhte und konzentrierte Arbeitnehmende, weniger Vermischung von Beruf und Freizeit). Aber auch solche dagegen (aufwändigere Organisation im Betrieb).

Doch egal ob Teilzeit oder Vollzeit. Wichtig ist, dass wir produktiv sind. Und hier stellen sich zahlreiche Fragen – beispielsweise für den Finanzsektor. Ist es produktiv, dass die Credit Suisse von der Finma eng überwacht wird, weil die Bank ihr Geschäft nicht im Griff hat? Ist es produktiv, dass die Banken sich intern immer mehr kontrollieren und regulieren, weil sonst zu viele Verluste entstehen und Schummeleien gemacht werden? Die Produktivitätsentwicklung in den Banken ist besorgniserregend. Offenbar gibt es hier grosse wirtschaftliche Führungsprobleme. Und eine ungenügende Ausbildung unserer Kader.

Die Teilzeitkritik ist Unsinn. Wenn wir produktiv sind, haben wir mehr Einkommen und mehr Freiheiten. Und wir können unsere Sozialwerke besser finanzieren.

Die grössere Verbreitung der Teilzeitarbeit ist auch eine Folge der Gleichstellung. Denn die Erwerbsbeteiligung der Frauen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Diejenige der Männer ging leicht zurück. Die Frauen leisten aber nach wie vor mehr unbezahlte Arbeit zuhause.

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