Man kann für die USA nur hoffen, dass die US-Regierung weiss, was sie tatsächlich will. Stephen Mihan, der «Chefökonom» der Regierung, unternahm gestern wieder einmal einen Versuch, die Strategie zu erklären. Die USA hätten die westliche Welt militärisch geschützt. Die Partnerländer hätten profitiert, ohne dafür zu zahlen. Mit den Zöllen müssen sie nicht nur mitzahlen. Sondern die USA würde damit auch die industrielle Basis verstärken, was eine zentrale Voraussetzung für eine starke Armee sei: «If we don’t rebuild our manufacturing sector, we will be strained in providing the security we need for our safety and to underpin our financial markets. The world can still have the American defense umbrella and trading system, but it’s got to start paying its fair share for them.»
Wer eine Industrie aufbauen will, braucht Maschinen. Hier ist die USA eher schwach aufgestellt. Bei den bedeutenden Werkzeugmaschinen kauft die USA heute Maschinen im Wert von rund 12 Mrd. Euro pro Jahr (Statistiken auf S. 72). Rund die Hälfte davon wird importiert. Viele Maschinen kommen aus Europa – vor allem aus Deutschland, Italien und der Schweiz. Der weltweit grösste Hersteller ist China. Die Maschinen sind aber qualitativ nicht gleichwertig mit den europäischen. Wenn die USA tatsächlich die Industrie aufbauen würden, müsste sie auch mehr Maschinen in Schweiz kaufen.
Nach dem Zollentscheid der USA ist Europa noch etwas unter Schock. Die europäische Industrie liefert aber eine Qualität, die weltweit schwer zu übertreffen ist. Die Chancen sind gut, dass die Zollbelastung zu einem grossen Teil auf die US-Kundschaft überwälzt werden kann. Sollte die Industrieproduktion in den USA tatsächlich ausgebaut werden, wäre das für die Schweizer Maschinenindustrie auch eine Chance, den Absatz zu erhöhen. Ohne Maschinen aus Europa wird der Reindustrialisierungsprozess in den USA nicht möglich sein. Gleichzeitig werden die Zölle nicht zu mehr US-Industrie führen. Die wichtigste Voraussetzung für eine Reindustrialisierung sind gut ausgebildete Arbeitnehmende. Hier gibt es in den USA enormen Handlungsbedarf. Bei der Ausbildung und bei den Arbeitsbedingungen.