Irreführende Ratschläge in der Presse zur Altersvorsorge wie heute im TA: Gut für Banken und Versicherungen, schlecht für Normal- und Geringverdienende

Blog Daniel Lampart

«Paid post», steht normalerweise über gekauften Presseartikeln, die von Firmen im redaktionellen Teil der Zeitungen veröffentlicht werden. Wobei der Vermerk oft so klein ist, dass man ihn kaum sieht. Im Bereich der Altersvorsorge müssen die Banken und Versicherungen jedoch viel weniger selber publizieren. Weil einige Medienschaffende diese Aufgabe offenbar selber übernehmen. Ein Beispiel findet sich heute im Tagesanzeiger.

Bei der AHV müssten die Jüngeren die Kosten tragen, so der Artikel. Zudem sei sie unter Druck. Einzahlungen in die 3. Säule würden hingegen massgeblich dazu beitragen, die eigene Vorsorge zu stärken. Zitiert werden so genannte Studien der grossen Anbieter UBS und AXA. Dazu gibt es eine Grafik, in der ein in Aktien angelegtes 3. Säule-Guthaben immer grösser wird – obwohl die Aktienkurse 2022 um rund 20 Prozent eingebrochen sind. Und die Kurse aufgrund der höheren Zinsen auch künftig eher tief bleiben könnten.

Dass der SGB vor kurzer Zeit ebenfalls eine Studie publiziert hat, die zeigt, wie sich die AHV für Normalverdienende lohnt, wird mit keinem Wort erwähnt. Dank der AHV erhalten Berufstätige mit unteren und mittleren Einkommen viel mehr Altersvorsorge für ihr Geld als über private Produkte. Die private Vorsorge ist viel teurer.

Für Normal- und GeringverdienerInnen hat die AHV zahlreiche Vorteile:

  • Die AHV verteilt von den hohen zu den unteren und mittleren Einkommen um, weil die Renten plafoniert sind. Und weil alle Saläre bis zu den Millionengehältern der Topmanager AHV-pflichtig sind.
  • Bei der AHV gibt es auch für unbezahlte Betreuungsarbeit Rente – wenn man Kinder hat oder Angehörige pflegt.
  • Bei der AHV zahlt der Arbeitgeber die Hälfte der Beiträge.
  • Die AHV muss keine Gewinne machen. Banken und Versicherungen verdienen im Unterschied zu den privaten Vorsorgeprodukten nichts daran.

Eine 13. AHV-Rente wäre daher für die meisten Berufstätigen in der Schweiz das beste Investment in der Altersvorsorge. Sie würden für relativ geringe Lohnbeiträge deutlich mehr Renten erhalten. Nicht lohnend wäre die 13. AHV-Rente für die Banken und die Versicherungen. Sowie für die Spitzenverdiener. Die Volksinitiative der Gewerkschaften ist im Moment im Parlament. Bisher hat noch kein Journalist über die finanziellen Vorteile für die Normalverdienenden berichtet. Wer wagt den ersten Schritt gegen die Banken und Versicherungen?

Mit der Annahme von AHV21 macht die AHV gemäss den Szenarien des Bundes in den nächsten Jahren übrigens Milliardenüberschüsse.

Top