Lohndruck und gesellschaftliche Segmentierung durch Outsourcing – eine neue OECD-Studie und die Erfahrungen in der Schweiz

Blog Daniel Lampart

Anfang der 1990er-Jahre sassen der Bankangestellte und der Hausdienst beim Weihnachtsessen in der Firma noch beisammen. Dann wurden die Reinigung, die Sicherheit und verschiedene andere Tätigkeiten ausgelagert. Bei den Weihnachtsessen waren die Bankangestellten und das Reinigungspersonal nun an getrennten Orten. Für eine Übergangszeit gab es noch Lohn- und Arbeitsplatzgarantien. Aber danach galten die Arbeitsbedingungen der Reinigungs- oder Sicherheitsfirma, die weniger gut sind. Dasselbe geschah bei fast allen grösseren Firmen.

Die Statistiken für die Schweiz zeigen, dass in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre rund 40 Prozent der Erwerbstätigen mit einem Reinigungsberuf bei denjenigen Firmen angestellt waren, die sie reinigten. Heute sind es weniger als 5 Prozent.

Reinigungsangestellte, die nicht in einer Reinigungsfirma angestellt sind (Anteil)

Die OECD hat vor Kurzem untersucht, wie sich Auslagerungen auf die Löhne ausgewirkt haben. Die Ergebnisse sind frappant. Bei den ausgelagerten MitarbeiterInnen im Bereich Consulting oder Informatik (High-skill workers) sind die Einkommen durch die Auslagerung tendenziell gestiegen. Das Reinigungs- und Sicherheitspersonal (Low-skill workers) hatte hingegen nach der Auslagerung weniger Lohn.

Die OECD-ForscherInnen betonen zudem, dass die Auslagerung nicht nur Einkommenseinbussen geführt, sondern auch zur gesellschaftlichen Trennung beigetragen hat. Der SGB hat dieses Phänomen vor rund 2 Jahren untersucht und auch für die Schweiz eine «Entsolidarisierung» festgestellt.

Solche negativen Entwicklungen können bereits mit guten Gesamtarbeitsverträgen eingedämmt werden. Indem in den ausgelagerten Bereichen höhere Löhne bezahlt werden müssen. Aktuell ist die Diskussion rund um die Gleichbehandlung von Temporärangestellten (Equal Pay). Wenn Temporärbeschäftigte gleich bezahlt werden müssen wie Festangestellte, lohnt sich die Temporärarbeit - rein um Kosten zu senken - nicht mehr.

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