Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen statt längere Arbeitszeiten - eine Kritik der dreisten Forderung der Arbeitgeber zum Fachkräftemangel

Blog Daniel Lampart

Seit einiger Zeit müssen sich die Arbeitgeber um ihr Personal bemühen. Das ist gut und überfällig. Sie nennen das Fachkräftemangel. Die naheliegende Antwort wäre, dass sie die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld verbessern. Doch die Arbeitgeber wollen das Rad der Zeit zurückdrehen, d. h. längere Arbeitszeiten, mehr Überstunden, weniger Arbeitnehmerschutz. Nota bene ohne dass es in den letzten Jahren Reallohnerhöhungen gegeben hätte. Im Gegenteil: Die Reallöhne sind 2021 und 2022 sogar gesunken.

Über 200’000 Erwerbslose sind auf Stellensuche, finden aber keine Arbeit. Viele Arbeitnehmende beklagen sich über Leerläufe und sinnlosen Stress an ihrem Arbeitsplatz. Die Ausfälle durch Absenzen am Arbeitsplatz sind in den letzten 10 Jahren um rund 20'000 Personenjahre gestiegen. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Chefs in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt. Wir haben heute rund 200'000 Chefs mehr – ohne dass die Wirtschaft produktiver geworden wäre.

Wer es sich leisten kann, arbeitet Teilzeit – um Zeit für die Familie zu haben oder um eine selbst bezahlte Aus- und Weiterbildung zu absolvieren. Der höhere Teilzeitanteil ist auch die Folge der erfreulicherweise steigenden Erwerbsbeteiligung der Frauen. Frauen, aber auch bei Männern, die hälftige Verantwortung bei der Kinderbetreuung übernehmen, können Arbeit und Familie oft nur mit einer Teilzeitanstellung vereinbaren.  

Die Schweizer Beschäftigungspolitik muss fortschrittlich sein. Das heisst: nur wenn Beruf und Familie vereinbar sind, nur wenn Arbeit nicht krank macht und nur wenn alle gut von ihrer Arbeit leben können, hat sie eine Zukunft.

Die Arbeitgeber haben recht mit ihrer Forderung, dass die öffentliche Hand mehr Verantwortung bei den Kitas übernehmen muss. Darüber hinaus braucht es aber zeitgemässe Arbeitszeiten und Löhne. Lohnerhöhungen sind überfällig. Wer eine Lehre hat, soll mindestens 5’000 Franken verdienen. Zudem sollen die Arbeitgeber die Organisation der Arbeit in ihren Betrieben verbessern.

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