Marktmächtige Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt - eine Schätzung der OECD. GAV und Mindestlöhne schaffen Abhilfe.

Blog Daniel Lampart

Der «Arbeitsmarkt» ist alles andere als ein normaler Markt. Denn es geht dabei um Menschen, die arbeiten, und nicht um Waren oder Dienstleistungen wie Spaghetti oder Zugbillette. Der grösste Teil der Menschen muss arbeiten, um leben zu können. Mit dem «Arbeitsmarkt» sind zwangsläufig soziale Fragen verbunden.

Viel zu wenig bekannt ist zudem, dass die Arbeitgeber auf zahlreichen Arbeitsmärkten eine Marktmacht haben. Dazu ein paar Beispiele: Für LokführerInnen gibt es in den meisten Regionen der Schweiz nur einen Arbeitgeber. Entweder ist es die SBB, die Rhätische Bahn oder die BLS. Auch Polizistinnen, Lehrer oder Intensivpflegerinnen können kaum zwischen verschiedenen Arbeitgebern auswählen. Sie arbeiten oft für den Kanton oder für ein Kantonsspital. In der Privatwirtschaft gibt es ähnliche Fälle. Wer einen spezialisierten Beruf hat oder im Betrieb ganz spezifische Tätigkeiten ausübt, hat oft keine grosse Auswahl an Arbeitgebern. Dazu kommen ländliche Gebiete, in denen es für einen Beruf oft nur einen Arbeitgeber hat. Beispielsweise eine Bergbahngesellschaft, die ein Skigebiet betreibt, oder die einzige Landmaschinenwerkstätte in einem Tal.

Diese Marktmacht kann missbraucht werden. Indem der marktmächtige Arbeitgeber tiefere Löhne zahlt als das der Fall wäre, wenn die Arbeitnehmenden in der Region zwischen mehreren Arbeitgebern wählen könnten. Gute Wirtschaftslehrbücher gehen auf dieses Problem der Marktmacht ein. Sie empfehlen für diese Fälle staatliche Mindestlöhne oder überregionale Gesamtarbeitsverträge. Mit diesen Mindestlöhnen können die Löhne auf das korrekte Niveau angehoben werden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der GAV und Mindestlöhne sind positiv. Die Arbeitnehmenden haben nicht nur mehr Lohn. Sondern auch die Arbeitslosigkeit ist geringer. Auf Kosten der marktmächtigen Firmen, die etwas weniger Gewinn machen.

Die OECD hat das Ausmass der regionalen Marktmacht zu schätzen versucht. Diese beinhaltet - wie gesagt - nur eine Form von Marktmacht. Die Ergebnisse sind aber dennoch bemerkenswert. In der Schweiz arbeiten rund 10 Prozent der Berufstätigen der Privatwirtschaft in Berufen mit starker oder moderater Marktmacht der Arbeitgeber. Moderate Marktmacht kann heissen, dass es für einen Beruf in einer Region ungefähr 4 bis 5 Firmen gibt. Bei starker Marktmacht sind es deutlich weniger. In den öffentlichen Bereichen ist der Anteil natürlich viel grösser. Staaten mit weniger dicht besiedelten Regionen wie Australien oder Kanada, haben noch wesentlich höhere Konzentrationen.

Anteil Beschäftigter bei marktmächtigen Firmen in der Privatwirtschaft gemäss OECD-Schätzung

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