Jede fünfte Person, die in Rente geht, hat heutzutage Lücken in der AHV. Diese fehlenden Beitragsjahre tun finanziell weh. Wer ein Jahr zu wenig in die AHV einbezahlt hat, erhält 2.3 Prozent weniger Rente. Bei einer Monatsrente von 2520 Fr. ergibt das einen Verlust von 700 Franken pro Jahr. Die Zahl der Personen mit Beitragslücken hat sich in den letzten rund 15 Jahren fast verdoppelt. Das Problem wird immer grösser.
Der SGB fordert deshalb einen jährlichen AHV-Ausweis - wie bei der Pensionskasse - damit alle über ihre AHV-Situation Bescheid wissen. Heute können Beitragslücken 5 Jahre danach noch geschlossen werden. Das setzt aber voraus, dass man weiss, ob man eine Lücke hat. Viele Arbeitnehmende, bei denen der Chef illegalerweise keine AHV einbezahlt hat, erfahren erst viel zu spät, dass sie eine Beitragslücke haben. Sie können sie dann nicht mehr schliessen. Bei einem AHV-Ausweis ändert sich das. Es können nicht nur die AHV-Renten verbessert werden. Sondern der AHV-Ausweis hilft auch bei der Bekämpfung der Schwarzarbeit.
Die Schwarzarbeit ist ein grosses Problem - nicht nur für die Arbeitnehmenden, sondern auch für die Sozialversicherungen. Wenn die Arbeitgeber keine Beiträge zahlen, haben nicht nur die Leute Beitragslücken und weniger Rente. Der AHV und den anderen Sozialversicherungen gehen auch Einnahmen im grossen Stil verloren.
Weil Schwarzarbeit illegal ist, gibt es naturgemäss keine genauen Statistiken, um wie viel Geld es geht. Doch es gibt Schätzungen. Der Experte Friedrich Schneider schätzt die ganze Schattenwirtschaft der Schweiz auf 7.1 Prozent des BIP. Das sind fast 60 Mrd. Fr. pro Jahr. Die Schattenwirtschaft enthält alle illegalen Aktivitäten – also nicht nur Schwarzarbeit, sondern auch beispielsweise Drogenhandel. Eine Schätzung zur Schwarzarbeit gibt es vom Baumeisterverband des Kantons Wallis. Diese geht von einem Volumen von 1.2 Mrd. Fr. pro Jahr aus. Das sind rund 7 Prozent des Walliser BIPs. Die Kantonspolizei Zürich hat die Ausfälle, die im Kanton alleine durch missbräuchliche Konkurse entstehen, auf jährlich 300 Mio. Fr. geschätzt.
Selbst wenn die nicht deklarierte Lohnsumme nur 10 Mrd. Fr. betragen würde, entgingen den Sozialversicherungen fast 1 Mrd. Fr. pro Jahr. Das ist sehr viel Geld, mit dem man Renten für Leute zahlen könnte, die es dringend brauchen.
Ein AHV-Ausweis wäre für die Schweiz eine lohnende Investition. Wenn die Arbeitnehmenden jedes Jahr überprüfen können, ob der Arbeitgeber die Beiträge einbezahlt hat, würde viel mehr Schwarzarbeit auffliegen. Die AHV hätte spürbar höhere Einnahmen. Und die Arbeitnehmenden hätten weniger Beitragslücken. Das wäre ein Vorteil für alle. Auch für die SteuerzahlerInnen. Denn höhere AHV-Renten bedeutet auch, dass es weniger Ergänzungsleistungen braucht.