Reindustrialisierung der USA über Zölle? Hauptproblem der US-Industrie sind die tiefen Löhne und die ungenügende Ausbildung

Blog Daniel Lampart

Am Sonntag hat die Regierung Trump auf gewohnt trashige Art Argumente für die neue Zollpolitik nachgeliefert. Wie bereits früher verkündet, soll die US-Industrie dank den Zöllen wieder aufblühen. Tatsächlich arbeiten heute nur noch rund 8 Prozent der Beschäftigten in der Industrie. Oder wie der US-Handelsminister Lutnick sagt: “We don’t make medicine in this country anymore. We don’t make ships. We don’t have enough steel and aluminum to fight a battle … We got to stop having all the countries of the world ripping us off.” 

Dummerweise ist die US-Wirtschaft selber schuld. Beispielsweise wurden die Arbeitsbedingungen der Autoindustrie stark verschlechtert. Die Reallöhne sind heute 20 Prozent tiefer als vor 20 Jahren. Ein Job in der Autoindustrie ist heute viel weniger attraktiv. Auch in der Schweiz ist die Situation zunehmend besorgniserregend. Die Reallöhne in der Maschinenindustrie stagnieren seit Jahren. Die Branche hat immer mehr Mühe, gute Leute zu finden. Aber immerhin ist es noch nicht so schlimm wie in den USA. 

 

 

Reallöhne (1993=100)

Wer eine funktionierende Wirtschaft haben will, muss in die Arbeitnehmenden investieren. Mit guten Löhnen, Arbeitsbedingungen und Ausbildungen. Zölle werden das Problem nicht lösen. Sondern eher noch verschärfen, indem sie zu Preiserhöhungen und Reallohnverlusten führen können. 

Lutnick beklagt auch das Leistungsbilanzdefizit der USA, welches im Laufe der Zeit grösser wurde. Dieses hat verschiedene Gründe wie die bereits erwähnte ungenügende Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft, aber auch die Tatsache, dass der Dollar die Weltwährung ist und dementsprechend Geld in US-Anlagen fliesst. 

In Wirklichkeit dürfte das Leistungsbilanzdefizit aber geringer sein. Viele US-Firmen (Pharma,  ICT/Bigtech, Finanzen u.a.) haben ihre Töchter in Tiefsteuer-Standorten. Das Europageschäft vieler Firmen läuft beispielsweise über Irland. In der Statistik müssten die Erträge dieser Töchter den USA gutgeschrieben werden. Doch in der statistischen Realität ist es oft nicht einfach, die Finanzströme den richtigen Ländern zuzuordnen. Ökonomen haben versucht, die US-Leistungsbilanz entsprechend zu korrigieren. Ihre grobe Schätzung zeigt, dass das Problem bedeutend ist. 

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