Sogar das von vermögenden Industriellen gesponserte IWP-Institut weist mittlerweile auf eine steigende Ungleichverteilung der Einkommen hin

Blog Daniel Lampart

Das von vermögenden Personen finanzierte Luzerner Wirtschaftsinstitut IWP hat diese Woche Daten zur Einkommensverteilung in der Schweiz online gestellt. Diese zeigen, dass der Anteil der oberen Einkommensklassen am Total der Einkommen tendenziell zugenommen hat. Allerdings sind die Daten für die Top-Einkommen mit Vorsicht aufzunehmen. Erstens handelt es sich um Steuerdaten, wo gerade die TopverdienerInnen entsprechenden Optimierungsspielraum haben. Zweitens müssen für die Top-Einkommen spezielle Annahmen getroffen werden, was die Aussagekraft etwas relativiert.

Betrachtet man die obersten 10 oder 20 Prozent, so ist klar erkennbar, dass deren Anteil vor allem in den 2000er-Jahren gestiegen ist. Die obersten 20 Prozent haben heute die Hälfte aller Einkommen. Im Durchschnitt deklarieren sie – grob geschätzt - heute ein Einkommen von über 330’000 Franken.* Von 1950 bis 1969 hatten sie einen Einkommensanteil von 42.5 Prozent. Wäre das heute noch so, läge das Einkommen nicht bei 330'000 Franken, sondern bei rund 280'000 Franken.

Etwas überraschend ist vor diesem Hintergrund der Kommentar des Wirtschaftschefs der NZZ am Sonntag: «Die 20 Prozent der Spitzenverdiener erzielen seit Ende des Zweiten Weltkrieges konstant zwischen 45 und 50 Prozent der Gesamteinkommen […]. Von stetig steigender Ungleichheit also keine Spur.»

Richtiger wäre wohl der Kommentar gewesen, dass die Ungleichheit markant zugenommen hat, wenn selbst ein von reichen Industriellen finanziertes Institut das so aufzeigt.

*Total Haushalteinkommen 2020 509 Mrd. Fr.. Davon die Hälfte dividiert durch 760'000 Steuerpflichtige.

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