Teuerung: Sind die Firmen Opfer oder Täter? Die Daten zeigen, dass viele Firmen die Teuerung nützen, um ihre Preise unabhängig von den Kosten zu erhöhen

Blog Daniel Lampart

Viele Firmen nutzen die allgemeine Teuerung, um ihre Preise nach längerer Pause wieder zu erhöhen. Offiziell heisst es zwar mancherorts, dass die Preiserhöhungen Kostengründe haben – etwa weil die Energiepreise gestiegen sind. Im Gespräch mit den Firmen wird aber klar, dass es mindestens im selben Ausmass «Preiskorrekturen» sind, die sie unabhängig von der Kostenentwicklung vornehmen.

Ausserhalb der Schweiz ist dieser Zusammenhang wenig bestritten. Sogar der Chefökonom der UBS-Vermögensverwaltung, Paul Donovan, schreibt fast im Wochenrhythmus darüber ("profit-led inflation"). Die Statistiken für die USA zeigen, dass die Gewinnmargen höher sind als früher. Auch in der EU ist die Gewinnquote gestiegen.

Gewinnmarge der US-Firmen
Gewinnquote in der EU

Für die Schweiz haben wir Daten aus den Firmenumfragen der KOF. Diese zeigen, dass die Firmen ihre Geschäftslage seit Mitte 2021 deutlich besser beurteilen. Die Gewinnsituation hat sich spürbar verbessert. Die Umfragewerte sind in vielen Branchen auf vergleichsweise hohe Werte gestiegen.  

Beurteilung der Geschäftslage durch die Firmen (Saldo gemäss KOF-Umfrage)

In der Lohnrunde 2022/23 wurde die Teuerung nicht voll ausgeglichen. Die Nominallöhne stiegen um 2 bis 2.5 Prozent - bei einer Inflation von 2.8 Prozent und einem Produktivitätswachstum von 1 Prozent. Im laufenden Jahr zeichnet sich eine Teuerung in ähnlicher Grössenordnung ab, weil die Strompreise gestiegen sind und in der zweiten Jahreshälfte auch die Mieten gegen oben tendieren dürften. Angesichts der gestiegenen Margen sind Lohnerhöhungen überfällig und betriebswirtschaftlich problemlos möglich.

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