Teure Medizin der Nationalbank bei der Inflationsbekämpfung mit Nebenwirkungen. Strompreiskontrolle über den Service Public wäre wesentlich günstiger

Blog Daniel Lampart

Die Nationalbank hat am 16. Juni klar signalisiert, dass sie die Teuerung mit höheren Zinsen bzw. einer Frankenaufwertung senken will. Doch wenn man sich Sorgen um die künftige Teuerung macht, gäbe es im gegenwärtigen Umfeld Massnahmen, die wesentlich kostengünstiger einen grösseren Beitrag zu tieferen Teuerungsraten liefern könnten. Indem über die öffentliche Strom-Grundversorgung verhindert wird, dass die Strompreise im nächsten Jahr spürbar steigen.

Bis jetzt ist die höhere Teuerung auf relativ wenige Produktegruppen konzentriert. Die Preise inländischer Produkte steigen vergleichsweise moderat. Teurer werden vor allem die Energie sowie ausländische Produkte mit Lieferengpässen. Weil der Service Public in der Schweiz eine bedeutende Rolle spielt und beispielsweise der Strommarkt nicht geöffnet wurde, erhöhten sich die Strompreise bisher nur um 2.4 Prozent.

Diese Teuerung will die SNB mit breitbandigen Medikamenten bekämpfen. Denn die Aufwertung des Frankens trifft alle Importprodukte. Und die Zinserhöhung wird die Kreditkonditionen in der Schweiz leicht verschärfen – wobei die Hypothekarzinsen bereits ohne die SNB-Zinserhöhung markant gestiegen sind.

Dazu kommt, dass die Aufwertung stark sein muss, um eine Wirkung zu haben. Die Faustregel ist, dass eine Aufwertung von 10 Prozent die Teuerung um 1 Prozentpunkt verringert, was einen Franken-/Euro-Kurs von 0.9 bedeutet. Das war auch nach der Aufhebung des Mindestkurses so (Aufwertung von 7 Prozent, Teuerungsreduktion von 0.6 Prozentpunkten). Sie ist teuer und hat entsprechende Nebenwirkungen. Sie kostet rund 3 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Zudem dürfte die SNB auf ihren Devisenanlagen Verluste von mehreren Milliarden Franken machen.

Die meisten Prognostiker gehen davon aus, dass die Teuerung nur vorübergehend ist und 2023 bereits wieder unter die Marke von 2 Prozent tauchen wird. So etwa die KOF ETH mit einer Prognose von 1.5 Prozent. Ob überhaupt Handlungsbedarf besteht, ist deshalb fraglich. So oder so dürfte ein Teil der Teuerung im 2023 von den Strompreisen kommen. Umfragen bei den Versorgungsunternehmen weisen darauf hin, dass die Preise um rund 20 Prozent steigen könnten. Wobei grosse Versorger mit eigenen Kraftwerken wie die BKW oder das EWZ die Preise kaum erhöhen dürften. Eine Strompreiserhöhung von 20 Prozent führt zu einer insgesamt rund 0.4 Prozent höheren Teuerung (Anteil Strom am Warenkorb knapp 2 Prozent).

Die Versorgungsunternehmen haben aber die Möglichkeit, den Preisanstieg mit verschiedenen Massnahmen abzumildern. Die Elcom hat das in ihrem Communiqué vom Juni etwas skizziert. Eine Erhöhung der Strompreise um 20 Prozent entspricht einem Betrag von etwas mehr als einer Milliarde Franken.

Wenn man die Kosten der breitbandigen SNB-Medizin einer Preiskontrolle beim Strom über die regulierten Versorgungsunternehmen gegenüberstellt, ergibt das ein interessantes Bild. Denn eine Teuerungsdämpfung durch die SNB von 0.4 Prozentpunkten setzt eine Aufwertung des Frankens von 4 Prozent voraus. Das kostet einige Milliarden Franken. Die Strompreiskontrolle dank dem Service Public wäre hingegen spürbar günstiger.

Top