Warum das Standardargument gegen Löhnerhöhungen - "Lohnerhöhungen schaden der Wettbewerbsfähigkeit" - nicht zutrifft

Blog Daniel Lampart

Zu Beginn der Lohnverhandlungen gibt es Standard-Abwehrreflexe der Arbeitgeber gegen Lohnerhöhungen. So ist es beispielsweise jedes Jahr der falsche Moment für Verhandlungen – aus jeweils wechselnden Gründen. Ein anderes Argument gegen Lohnerhöhungen ist, dass dadurch die «Wettbewerbsfähigkeit» der Wirtschaft verringert würde. Was Arbeitsplätze kostet.

Dieser Behauptung kann man einiges entgegenhalten. Zunächst kommen die Kunden einer Mehrzahl der Firmen aus dem Inland. Wenn die Löhne steigen, steigen auch die Kaufkraft und die inländische Konsumnachfrage. Davon profitieren die Restaurants, die Coiffeure, der Detailhandel und die Bauhandwerker.

Aber auch in Bezug auf Firmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, ist die Argumentation wesentlich weniger klar als sie daherkommt. Der Wettbewerbsvorteil der meisten Schweizer ist die Qualität und die Innovation. Wenn sie Massenprodukte verkaufen wollten, hätten sie in der Regel verloren. Denn gegen die asiatischen Anbieter haben sie preislich kaum eine Chance.

Um qualitativ hochstehende, innovative Produkte zu entwickeln und zu produzieren, braucht es die besten Leute. Diese sind nicht billig. Gute Löhne sind daher die Basis für gute Produkte. In den ökonomischen Modellen führen Lohnerhöhungen zu mehr Produktivität. Weil sich die Firmen entsprechend anpassen und mehr investieren (so z.B. im "Stalder"-Modell, welches bei der KOF und bei der SNB im Einsatz ist).

Die hohe Teuerung und die langsam anziehenden Löhne im Ausland erhöhen momentan auch den lohnpolitischen Spielraum in der Schweiz. In Deutschland und in Österreich werden momentan Lohnabschlüsse von 3 bis 4.5 Prozent ausgehandelt. Die Tendenz ist steigend. Denn angesichts der Teuerungsraten von mittlerweile deutlich über 5 Prozent werden sich die Gewerkschaften nicht mehr lange mit diesen Lohnerhöhungen zufrieden geben.

Konsumentenpreise in Deutschland, Österreich und in der Schweiz (Veränderung geg. Vorjahr, in Prozent)

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