Wegen Reallohnrückgang rund 2500 Franken weniger Geld - der Nachholbedarf bei den Löhnen ist gross

Blog Daniel Lampart

In der Lohnpolitik gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: Die Löhne müssen so stark steigen wie die Teuerung und das Wachstum der Produktivität. Dann bleibt die Verteilung zwischen Arbeit und Kapital gleich.

Im Club des SRF gab Arbeitgeberpräsident Vogt hingegen zu verstehen, dass der starke Rückgang der Reallöhne in den letzten drei Jahren von rund 3 Prozent nicht schlimm sei. Denn die Löhne seien in den Jahren zuvor regelmässig gestiegen. Haben die Arbeitgeber vor 2021 Geschenke gemacht?

Wachstum der Reallöhne (Lohnwachstum minus Teuerung) gegenüber dem Vorjahr in Prozent

Die Teuerung fällt nicht vom Himmel, noch wird sie von der Nationalbank gemacht. Sondern die Teuerung entsteht, wenn die Arbeitgeber die Preise erhöhen. Der Landesindex der Konsumentenpreise zeigt, wie stark sie die Preise der Konsumgüter in der Schweiz angehoben haben. Wenn die Firmen die Preise erhöhen und die Kosten gleichbleiben, haben sie entsprechend höhere Margen. Wenn die Löhne nicht entsprechend steigen, haben die Arbeitgeber mehr Gewinn. Die Arbeitnehmenden hingegen weniger Kaufkraft. Natürlich haben die Firmen nicht nur Lohnkosten, sondern auch andere Kostenblöcke. Analysen zeigen aber, dass die Preiserhöhungen in den letzten Jahren deutlich stärker waren als die Kostenanstiege.

Die Firmen machen nicht nur mehr Gewinn, wenn sie die Preise erhöhen. Sondern auch wenn sie produktiver werden. Also wenn die pro Arbeitnehmer in ihrem Betrieb mehr einnehmen. Sei es, indem sie die Organisation im Betrieb verbessern, indem die Arbeitnehmenden besser ausbildet sind oder sei es, dass die Firmen in neue Maschinen oder IT-Lösungen investieren. Die Produktivität steigt in der Schweiz um rund 1 Prozent pro Jahr. Wobei die Messung der Produktivität schwierig ist. Und die offiziellen Statistiken die effektive Entwicklung unterschätzen.

Die Reallöhne gingen 2021 bis 2023 um fast 3 Prozent zurück. Gemessen am mittleren Lohn von knapp 6700 Franken bedeutet das eine Einbusse von fast 2500 Franken pro Jahr. Die Vorjahre können das nicht kompensieren. Von 2010 bis 2023 beträgt der Anstieg im Mittel 0.4 Prozent pro Jahr. Das ist deutlich weniger als das Produktivitätswachstum. Es gibt erheblichen Nachholbedarf bei den Löhnen. 

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