Corona-Verwirrung in den Lohnstatistiken. Klar ist aber, dass die Reallöhne 2022 aufgrund der höheren Teuerung leider sinken

  • Löhne und Vertragspolitik
Blog Daniel Lampart

Bei den Lohnstatistiken hat die Corona-Krise für ein ziemliches Durcheinander gesorgt. Der Lohnindex sank gemäss den Berechnungen des BFS im Jahr 2021 nominal um 0.2 Prozent. Diese unplausible Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass sich das Freizeitverhalten und die Freizeitunfälle coronabedingt verändert haben. Und weil die Löhne der verunfallten Arbeitnehmenden die Datenbasis für den Lohnindex bilden, hat das die Statistik völlig verzerrt.

2022 dürften die Nominallöhne um etwas weniger als 1 Prozent gestiegen sein. Real bedeutet das ein Minus von etwas mehr als 1.5 Prozent. Das zeigen die Schätzungen des SGB auf Basis der Resultate aus den GAV-Verhandlungen. Mittlerweile liegen verschiedene Umfragen und Statistiken vor. Sie zeigen, dass die Reallöhne sinken - mit Ausnahme einer überraschenden Statistik des Seco:

  • Die in der Regel relativ aussagekräftige UBS-Umfrage ergab für 2022 ein Nominallohnwachstum von 0.8 Prozent.
  • Die KOF ETH machte im März eine Firmenumfrage in Bezug auf die Lohnerhöhungen «in den nächsten 12 Monaten». Diese ergab ein Nominallohnwachstum von 1.6 Prozent.
  • Die AHV-Lohnsumme stieg von Januar bis April um 4.2 Prozent (gegenüber dem Vorjahr). Darin enthalten sind auch Bonuszahlungen, Kaderlöhne und allfällige strukturelle Verschiebungen. Das würde einer Nominallohnerhöhung pro Vollzeitstelle von 1.6 Prozent entsprechen (Beschäftigungswachstum 2.6 Prozent) bzw. einem Reallohnrückgang von etwas mehr als 1 Prozent.
  • Das Seco weist demgegenüber ein Lohnsummenwachstum von 6.2 Prozent aus (inkl. Bonuszahlungen, Kaderlöhne usw.). Das ergäbe nominal eine Lohnerhöhung von 3.6 Prozent pro Vollzeitstelle. Die Credit-Suisse spricht in ihrem Wirtschaftsmonitor mit Verweis auf diese Zahlen denn auch davon, dass die Reallöhne weiterhin steigen, was von den arbeitgebernahen Wirtschaftsjournalisten natürlich sofort aufgegriffen wurde. Die Seco-Zahlen basieren grundsätzlich auf den AHV-Lohnbeiträgen. Warum sie aber so viel höher sind, ist bis jetzt nicht klar.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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