Lohn- und Einkommensschere: Nationale Politik und Entscheidungen in den Firmen als wesentliche Ursachen. Entsprechend besteht Handlungsspielraum

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Blog Daniel Lampart

Die Politik hat leider wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Lohn- und Einkommensschere geöffnet hat. Das ist bedenklich. Gleichzeitig zeigt es aber auch, dass es die Politik in der Hand hat, wieder für gerechtere Verhältnisse zu sorgen.

Ein entscheidender Faktor war die Steuer- und Abgabenpolitik, welche die Steuern für die hohen Einkommen und Vermögen gesenkt und es gleichzeitig versäumt hat, mit höheren Prämienverbilligungen die immer steigende Prämienlast zu lindern. Das zeigt u.a. der SGB-Verteilungsbericht.

Doch auch in den Firmen und Branchen ist vieles geschehen. Die Individualisierung der Lohnpolitik und die Anbindung der Managergehälter an die seit den 1990er-Jahren stark in die Höhe schiessenden Aktienkurse liess die Lohnschere aufgehen. Am stärksten in sehr individualisierten Ländern wie den USA. Aber auch in der Schweiz, wo die Konzerne im Finanzsektor und in der Pharma die Lohnexzesse einleiteten. Die öffentlichen Betriebe wie Swisscom, SBB oder Post sind nachgezogen. Wobei die Auslagerung aus der Bundesverwaltung in den 1990er-Jahren die Lohnexzesse überhaupt erst möglich machte.

In der Frage der Lohnschere bisher wenig berücksichtigt wurde die Rolle der Auslagerungen. Der SGB hat bereits vor Jahren erste Analysen gemacht, die zeigten, dass beispielsweise die Auslagerung von Reinigung- und Sicherheitstätigkeiten den Lohndruck auf die unteren Einkommen verstärkt hat. Im Sommer erschien eine ausführliche Studie der OECD, die diese Prozesse für viele Länder analysiert hat und zu besorgniserregenden Ergebnissen gekommen ist. Der Trend zum Homeoffice und die Verlagerung von Aktivitäten ins Internet dürfte diese Entwicklung zur Auslagerung von Tätigkeiten weiter begünstigen.

Vor rund 30 Jahren war ein grosser Teil des Reinigungs- und Sicherheitspersonal bei denjenigen Firmen angestellt, bei denen sie tätig waren. Also die BankreinigerInnen bei den Banken. Das hat sich seither fundamental verändert. Heute ist fast alles an Drittfirmen ausgelagert. Diese zahlen tiefere Löhne als die Pharmafirmen, die Banken oder auch die öffentliche Hand. Für die Betroffenen heisst das: Mehr oder weniger gleiche Arbeit – bei wesentlich tieferem Lohn.

Ein anderer Faktor ist die zunehmende Temporärarbeit. Auch das wurde in der OECD-Analyse angeschaut. In der Schweiz hat sich die Temporärarbeit seit den 1990er-Jahren verfünffacht. Nach wie vor ist nicht gewährleistet, dass Temporäre zu gleichen Konditionen angestellt werden wie festangestellte, was den Einsatz von Temporärarbeitskräften je nachdem attraktiv macht.

Zuständig beim SGB

Luca Cirigliano

Zentralsekretär

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luca.cirigliano(at)sgb.ch
Luca Cirigliano
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