Gesamtarbeitsverträge verteidigen. Und: Lohngleichheit. Punkt. Schluss!

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Verfasst durch Paul Rechsteiner

1. Mai - der soziale Fortschritt musste immer erkämpft werden

Der 1. Mai ist der einzige weltumspannende nichtreligiöse Feiertag. An seinem Ursprung stand eine Bewegung armer Frauen und Männer. Was 1890 mit der Forderung nach dem Achtstunden-Tag begann, hat sich inhaltlich immer wieder gewandelt. Geblieben sind die Aktualität und Notwendigkeit einer sozialen Entwicklung.

Im Vordergrund steht dieses Jahr die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern. Die Forderung gehörte schon zum Gründungsprogramm des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds im Jahre 1880. Und seit 1981 ist sie als Verfassungsgrundsatz in der Bundesverfassung realisiert. Aber nach wie vor sind Frauen lohnmässig diskriminiert. Im Schnitt verdienen sie für gleichwertige Arbeit 600 Franken im Monat weniger als Männer. Mit allen negativen Folgen auch bei der sozialen Absicherung zum Beispiel bei den Renten der Pensionskassen. Die letzten grösseren Fortschritte folgten auf den Frauenstreik von 1991. 2018 muss zum Jahr werden, in dem definitiv klar wird, dass es die Diskriminierung der Frauen nicht länger erträgt: Lohngleichheit. Punkt. Schluss!

Wir stehen gleichzeitig in einem Jahr, in dem arrogante Arbeitgeber Schlüssel-Gesamtarbeitsverträge für die Schweiz angreifen. Mit dem Gesamtarbeitsvertrag auf dem Bau ist vor 16 Jahren erstmals für die Schweiz das Rentenalter 60 erkämpft worden. Und mit dem Gesamtarbeitsvertrag der SBB wurde die Errungenschaft des Contrat Social, der Verzicht auf wirtschaftlich bedingte Kündigungen, realisiert: soziale Sicherheit als Basis für grosse Veränderungen. Nicht nur diese zentralen Gesamtarbeitsverträge müssen verteidigt werden. Die Schweiz braucht mehr und bessere Gesamtarbeitsverträge. Damit sich die Löhne und die Arbeitsbedingungen für alle verbessern. Und nicht nur für die wenigen an der Spitze der Unternehmen.

Aktuell bleibt die Forderung nach einem guten und erschwinglichen Service Public für alle. Die Volksabstimmung zu No-Billag hat vor wenigen Wochen einmal mehr gezeigt, wie stark der Service Public in der Bevölkerung verankert ist. Entgegen einer verbreiteten Wahrnehmung gerade auch in der jungen Generation. Was aber für Radio und Fernsehen gilt, gilt für Bahn und Post und für die Bildung und das Gesundheitswesen nicht weniger.

Der 1. Mai steht für die Notwendigkeit des sozialen Fortschritts. Er erinnert aber auch daran, dass dieser sich nie von selber eingestellt hat. Sondern immer erkämpft werden musste. Das gilt heute wie damals.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Premier secrétaire et économiste en chef

031 377 01 16

daniel.lampart(at)sgb.ch
Daniel Lampart
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