Gewerkschaften, SP und Robert-Grimm-Gesellschaft organisieren am 10. November dieses Jahres eine gemeinsame Veranstaltung in der alten SBB-Werkhalle am Bahnhof Olten. 100 Jahre zuvor hatte das Oltener Aktionskomitee den unbefristeten Generalstreik beschlossen...
Der Landesstreik bleibt aktuell - und treibt die alten Gegner der Gewerkschaften mächtig um: Gleich zum Jahresbeginn hat Christoph Blocher in seiner Berchtolds-Rede eine erste "Würdigung" des Streikführers Robert Grimm unternommen. Sein Versuch der Diffamierung ging aber gründlich daneben, weil Medienleute dank der Historikertagung des SGB vom letzten November schon so gut informiert waren, dass sie seine mangelhaften Fachkenntnisse aufzeigen konnten.
Debatte der grossen Fragen
Heute noch debattieren die Fachleute die grossen Fragen des Generalstreiks intensiv. Unter anderem: War es ein Sieg der Arbeiterschaft, obwohl die Forderungen nicht sofort durchgesetzt werden konnten? Oder doch ein Sieg der reaktionären Kräfte, die anschliessend die Geschicke der Schweiz bestimmten? War der Streik das letzte Mittel aus bitterer Notwendigkeit oder parteipolitisches Kalkül der SP-Führung? Hätte es den Streik gar nicht mehr gebraucht, da sich die Versorgungslage entspannt hatte und die Forderung nach stärkerem Einbezug der politischen Linken schon aufgegleist war? Wurden die Gewerkschaften von radikalen Arbeiterunionen zum Streik genötigt oder hatten sie die Führung in der Hand?
Publikationen
Die Unia hat rechtzeitig zum Start ins Landestreik-Jahr das Buch "Streik im 21. Jahrhundert" publiziert. Es erinnert daran, dass Streiken nach wie vor zum Instrumentarium der Gewerkschaftsbewegung zählt. Der SGB hat einen Reader zu den "Ursachen, Konfliktfeldern und Folgen" des Landesstreiks (s. unten) verfasst. Forscherinnen und Forscher publizieren zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften und Zeitungen. Grosse Publikationen zum Landesstreik sind der Sammelband von Traverse und Cahiers als zweisprachiges Projekt, er erscheint im Frühsommer. Kurz danach folgt im Verlag Hier&Jetzt der Sammelband zum Nationalfonds Projekt "Der Schweizer Landesstreik". Die Universitäten Zürich und Bern veranstalten Ringvorlesungen.
Theater und Film
Mehrere Gymnasien widmen dem Landesstreik ganze Thementage und Schultheaterprojekte. Ein grosses Theaterprojekt, an dem Mitwirkende aus allen Kantonen beteiligt sind, wird in der alten SBB-Werkhalle in Olten realisiert - die Proben für "1918.ch" haben bereits begonnen, Start ist Mitte August. Schon im Februar wurde im Fernsehen SRF die 90-minütige Dokufiction "der Generalstreik" von Hansjürg Zumstein ausgestrahlt. Auch RTS und RSI werden den Film zeigen. Ein von RTS mitfinanzierter Dokumentarfilm von Frédéric Hausamann ist in Arbeit, gesendet wird er vermutlich im Sommer. Reichhaltiges Material für Schulen mit einem kleinen Animationsfilm zum Landesstreik hat SRF auf myschool bereitgestellt.
Ausstellungen
Den Auftakt machte Anfang März das Neue Museum Biel mit "Krieg und Frieden / guerre et paix", der zweisprachigen Ausstellung zu den Ereignissen in der Uhrenregion. Einige andere regionale Museen in Schaffhausen, Solothurn und Grenchen sowie das Kornhausforum in Bern ziehen nach, zum Jahresende folgt dann die Ausstellung im Nationalmuseum in Zürich.
Das Material von SGB und SP
Die SP wird das ganze Jahr mit der Kampagne #Generalstreik auf den sozialen Kanälen präsent sein. Der SGB hat auf einer Webseite die relevanten Informationen aufbereitet. Die Originaldokumente sind da greifbar, ebenso eine Broschüre, welche die Referate der eingangs erwähnten Tagung vom 15. November 2017 und eine Chronologie der Ereignisse enthält. Die gut 100 Seiten starke Publikation kann beim SGB auch gratis bestellt werden. Eine Musterpräsentation steht in Kürze bereit. Sie soll es GewerkschafterInnen vereinfachen, den Landesstreik an Versammlungen zu thematisieren.
Das historische Losungswort für alle Gewerkschaftsmitglieder heisst auch 100 Jahre später: "Rüstet euch! Reserviert den 10. November! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Olten."