Neue Entwicklungen bei der Lebenserwartung - Renteninitiative der Jung-FDP völlig quer in der Landschaft, auch weil sie von unten nach oben umverteilt

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Blog Daniel Lampart

Einzelne Länder wie Italien haben ihr Rentenalter an die Lebenserwartung gebunden. Doch die Corona-Krise bringt nun alles durcheinander. Aufgrund der vielen Todesfälle – insbesondere bei der älteren Bevölkerung – ist die statistische Lebenserwartung im Alter 65 stark gefallen. Eigentlich müsste das Rentenalter in diesen Modellen nun sinken. Gemäss den verfügbaren Informationen bleibt es jedoch eingefroren – bis die Lebenserwartung wieder über die Werte vor Corona steigt.

Die Corona-Krise hat wieder einmal gezeigt, dass die wirtschaftliche Lage und die Lebenserwartung eng zusammenhängen. Je höher das Einkommen ist, desto höher ist in der Regel die Lebenserwartung. Das bedeutet, dass sich die höhere Lebenserwartung in den Altersvorsorgesystemen wenigstens teilweise auch selber finanziert – über wirtschaftlich bedingt steigende Beiträge an die Altersvorsorge.

Einkommensstarke Länder kamen besser durch die Corona-Krise. Sie können sich ein besseres Gesundheitswesen oder eine bessere Wohnsituation leisten und haben bessere Arbeitsbedingungen. Die Gefahr einer schweren Erkrankung ist entsprechend geringer. Allerdings ist auch die Einkommensverteilung wichtig. Eine ungleiche Verteilung der Einkommen ist schlecht. Reiche können sich zwar gut schützen. Doch die einkommensschwachen Teile der Bevölkerung können sich dem Virus schlechter entziehen. Das zeigen auch Studien für die Schweiz.

Doch auch ohne Corona scheint die Lebenserwartung in den letzten Jahren weniger stark gestiegen sein. In den neuen Sterbetafeln für die Pensionskassen sieht man, dass die Lebenserwartung bei den Frauen weniger zugenommen hat als früher.

Trotzdem sammeln die Jungfreisinnigen für eine Volksinitiative, welche auch für die Schweiz das Rentenalter an die Lebenserwartung koppeln will. Wobei die Initiative verlangt, dass das Rentenalter unabhängig davon auf 66 Jahre steigen soll. Unter solchen Rentenaltererhöhungen leiden insbesondere Personen mit tieferen Einkommen. In England steigt die Lebenserwartung in den reicheren Regionen wie London. In den ärmeren Gebieten hingegen geht sie zurück. Auch in Italien leiden die unteren Einkommen unter der Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Wenn das allgemeine Rentenalter steigt, bleibt den Menschen, die es bereits im Erwerbsleben schwierig haben, immer weniger Zeit im verdienten Ruhestand.

Auch in der Schweiz gelten ähnliche Zusammenhänge. Wer weniger verdient oder eine weniger gute Ausbildung hat, lebt eindeutig weniger lang. Schlimmer noch: Auch die Gesundheit ist weniger gut. In den Jahren, die diesen Menschen im Alter bleiben, sind sie häufiger krank.  

Die Initiative der Jungfreisinnigen führt damit zu einer Umverteilung von den einkommensschwächeren Haushalten zu den GutverdienerInnen. Wesentlich gerechter wäre eine Erhöhung der AHV-Beiträge bei gleichbleibendem Rentenalter. Denn bei der AHV zahlen die TopverdienerInnen mehr ein als sie aus der AHV erhalten. Die Gering- und Normalverdienenden profitieren hingegen.

Mit diesem Beitrag verabschiedet sich der Blog in die Sommerpause.

Zuständig beim SGB

Gabriela Medici

stv. Sekretariatsleiterin

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Gabriela Medici
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