Rund 2 Milliarden Franken Lohnausfall bei Personen in Kurzarbeit

  • Arbeitslosenversicherung
Blog Daniel Lampart

Dank der Kurzarbeit konnten in der Corona-Krise sehr viele Arbeitsplätze erhalten werden. Mittelweile ist es möglich, das enorme Ausmass für 2020 abzuschätzen. Über das ganze Jahr wurden mehr als 350 Millionen Arbeitsstunden über die Kurzarbeit bezahlt. Das entspricht rund 4.5 Prozent der Arbeitsstunden, die normalerweise in der Schweiz gearbeitet werden.

Wer in Kurzarbeit ist, erhält von der Arbeitslosenversicherung nur 80 Prozent des Lohnes. Erst ab Dezember gab es für sehr tiefe Löhne einen Ersatz von 100 Prozent. Der Arbeitgeber könnte den Lohnausfall von 20 Prozent übernehmen. Das Gesetz verbietet das nicht. Doch leider hat das nur eine Minderheit getan. Gemäss den verfügbaren Informationen haben rund 15 bis 20 Prozent der Firmen die Kurzarbeits-Löhne auf 100 Prozent aufgestockt. Die übrigen Arbeitnehmenden hingegen erhielten keinen Zusatz.

Das geht ins Geld. Der Bund geht davon aus, dass 2020 Kurzarbeitsentschädigungen von 10'775 Millionen Franken ausgeschüttet wurden. Hätten alle Arbeitgeber auf 100 Prozent aufgestockt, so hätten die betroffenen Arbeitnehmenden ein Einkommen von rund 13'500 Millionen Franken gehabt. Weil aber nur eine Minderheit den vollen Lohn bezahlt, fehlen den Arbeitnehmenden am Schluss mehr als 2 Milliarden Franken an Einkommen.

Besonders betroffen sind die GeringverdienerInnen. Sie waren häufiger in Kurzarbeit, weil die Restaurants und andere Branchen mit tieferen Löhnen geschlossen wurden. Die Gutverdiener waren hingegen im Homeoffice – insbesondere in der 2. Welle.

Gemäss einer Auswertung der KOF, aber auch gemäss Informationen aus dem Gewerkschaftsalltag, wurde die Kurzarbeit ausgerechnet bei den tieferen Einkommen am wenigsten häufig aufgestockt. Obwohl sie es wohl am dringendsten gebraucht hätten. Denn wer wenig verdient, hat oft auch geringe Ersparnisse. Dieses Problem hat sich leider im laufenden Jahr nicht entschärft, da nach wie vor viele Restaurants und andere Betriebe geschlossen waren.

Diese Tatsache muss in die wirtschaftspolitischen Entscheide im laufenden Jahr einbezogen werden. Eine Rückerstattung der überschüssigen Krankenkassenprämien von rund 5 Milliarden Franken könnte das Problem stark lindern – bereits wenn sie pro Kopf ausgeschüttet würde. Diese Massnahme würde auch die gesamtwirtschaftlichen Einkommenseinbussen kompensieren und die Binnenkonjunktur beleben.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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