Weniger Frühpensionierungen - mehr Arbeitslosigkeit. Weil die Pensionskassen weniger leistungsfähig sind.

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Blog Daniel Lampart

Die Arbeitslosigkeit bei den älteren Arbeitnehmenden – insbesondere im Alter von 60+ - steigt in der Corona-Krise beunruhigend stark an. Damit verstärkt sich eine Entwicklung, die bereits vor dieser Krise eingesetzt hat. Ein entscheidender Faktor ist die Lage in den Pensionskassen. Wobei nicht die mit dem Alter teilweise steigenden Pensionskassenbeiträge ausschlaggebend sind, sondern die geringere finanzielle Leistungsfähigkeit der Kassen aufgrund der tiefen Zinserträge.

Jüngst veröffentlichte Daten des Bundesamtes für Statistik zeigen, dass die Frühpensionierungen in den Betrieben in den letzten 15 Jahren markant zurückgegangen sind. Das deckt sich mit den gewerkschaftlichen Erfahrungen in den Betrieben. Früher haben die Firmen den Mitarbeitenden bei Problemen häufig eine Frühpensionierung angeboten. Heute ist das weniger oft der Fall. Die Betroffenen müssen im fortgeschrittenen Erwerbsalter eine andere Stelle suchen, was bekanntermassen schwierig ist.

Anteil Frühpensionierte nach Anzahl Jahre vor dem ordentlichen Rentenalter

Diese tiefere Bereitschaft, Frühpensionierungslösungen anzubieten, hängt mit der weniger komfortablen Lage der Pensionskassen zusammen. Reserven müssen heute viel öfter dafür verwendet werden, um bei Verschlechterungen der Rentenparameter (technischer Zins, Umwandlungssatz) die bestehenden Rentenniveaus zu garantieren.

Oft wird behauptet, dass die bei einem Teil der Kassen mit dem Alter steigenden Pensionskassenbeiträge schuld an der steigenden Arbeitslosigkeit der Älteren seien. Doch das ist aus verschiedenen Gründen ziemlich unplausibel. Denn an dieser Beitragsstruktur hat sich in der Vergangenheit wenig geändert. Die Arbeitslosigkeit tendiert aber aufwärts. Studien zeigen, dass die Arbeitgeber diese höheren Beiträge auf die Arbeitnehmenden überwälzen. Sie werden von den Angestellten, nicht vom Arbeitgeber bezahlt.

Die neu eingeführte Überbrückungsleistung ab Alter 60 kann vor diesem Hintergrund auch als Teil-Ersatz für die geringeren Frühpensionierungschancen gesehen werden. Wenn die Pensionskassen wesentlich weniger leistungsfähig sind, braucht es eine andere Lösung.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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