Corona-Krise und Ukraine-Invasion: Wahrscheinlich werden Produktionsteile in die westlichen Länder zurückverlagert. Haupttreiber ist aber der ökologische Umbau

  • Aussenwirtschaft
Blog Daniel Lampart

Die Globalisierung der Produktion steckt spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie in einer Krise. Die Produktions- und Lieferengpässe in China und anderen Ländern haben den westlichen Ländern wieder einmal gezeigt, wie abhängig wir von der asiatischen Industrie sind. Einige Leute machten sich zunehmend Sorgen, dass die totalitärer agierende politische Führung Chinas ein Risiko für die Versorgungssicherheit darstellt. Diese Sorgen haben sich mit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine nochmals verstärkt.

Forderungen, wieder mehr im eigenen Land oder in der eigenen Region zu produzieren, wurden lauter. Auch US-Präsident Biden formulierte das in seiner Rede vom 1. März 2022 als ein Ziel: «We will buy American to make sure everything from the deck of an aircraft carrier to the steel on highway guardrails are made in America.»

Doch geschieht das auch in der Realität? Zahlen über Direktinvestitionen sind immer nur bedingt zuverlässig. Die verfügbaren Statistiken zeigen, dass die Direktinvestitionen von ausländischen Firmen in China auch 2021 weiter angestiegen sind. Eine Trendumkehr war 2021 bisher noch nicht sichtbar. Das auch deshalb, weil die westlichen Firmen im wachsenden chinesischen Absatzmarkt präsent sein wollen.

Gewisse Unternehmensumfragen zeigen aber, dass rund 60 Prozent Firmen in der EU und in den USA vermehrt überlegen, wieder Produktionsteile näher zu sich zu nehmen. Allerdings handelt es sich dabei nur um kleinere Teile der Produktion.

Eine der grössten «Reshoring»-Bewegung ist der ökologische Umbau, indem die westlichen Staaten weniger fossile Energie verbrauchen und so mehr auf lokaler produzierten Strom wechseln wollen. Damit wird auch die Abhängigkeit von Krisen- und Kriegsgebieten sinken. Dieser positive Trend würde noch verstärkt, wenn der ökologische Umbau auch mit mehr Service Public einhergeht. Also wenn beispielsweise mehr ÖV statt Auto gefahren würde. Oder wenn mehr Fernwärme aus lokaler Abwärme bzw. Abfallverbrennung installiert wird.

Sollte der Reshoring-Trend auch in der Industrie vermehrt einsetzen, wäre die Schweiz nicht schlecht aufgestellt. Sie ist sehr produktiv und gut automatisiert. Dazu kommen tiefe Kapitalkosten, was eine kapitalintensive Produktion begünstigt.

Zuständig beim SGB

David Gallusser

Zentralsekretär

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