Die Knappheiten bei den Vorprodukten machen der Industrie das Leben schwerer – aber die Schweizer Industrie könnte dadurch auch Marktanteile gewinnen

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Blog Daniel Lampart

Die Knappheit bei den Vorprodukten erschwert der Industrie das Leben. In der Schweiz verzeichnet rund die Hälfte der Industriebetriebe einen Mangel bei den Vorprodukten. Das zeigt die aktuelle Industrieumfrage der KOF ETH. Fehlende Mikrochips, Metall- oder Kunststoffteile sind aber ein Problem der Industrie auf der ganzen Welt. Bei der Suche nach den noch erhältlichen Teilen treiben die Firmen die Preise der Vorprodukte in die Höhe. Die Frage ist, ob es dabei Gewinner und Verlierer gibt.

Grundsätzlich ist die Schweizer Industrie im globalen Wettbewerb um die Teile besser aufgestellt als Billigstandorte. Gemessen an den Kosten einer Schweizer Qualitäts-Maschine fallen höhere Preise für gleiche oder ähnliche Vorprodukte nämlich weniger stark ins Gewicht als bei einem günstigeren Produkt. Die durch mit dem teureren Einkauf verbundenen Mehrkosten für Vorprodukte sind – gemessen am Preis des Endproduktes - geringer. Aber natürlich brauchen Schweizer Maschinen auch andere Teile. Ein 1:1-Vergleich ist deshalb nicht ganz angemessen.

Dennoch würde es nicht überraschen, wenn die Schweizer Hersteller etwas besser durch diese Krise kämen. Dazu eine Analogie: Eine Bekannte von mir ist leidenschaftliche Velofahrerin. Weil sie etwas älter ist, fährt sie nun vermehrt E-Bike. Sie arbeitet im Finanzsektor und hat ein Velobudget von 3500 Franken. Dieses Jahr brauchte sie ein neues Velo. Doch im gewohnten Preissegment hat sie aufgrund der Versorgungsengpässe nichts Passendes mehr gefunden. Im höheren Segment von knapp 5000 Franken gab es hingegen noch eine Auswahl, die ihr passte. Weil sie das Geld hatte, schlug sie schliesslich in diesem Segment zu.

Auf andere Industrieprodukte wie Maschinen übertragen könnte das heissen, dass die Käufer von Industriemaschinen durch den Vorproduktemangel da und dort gezwungen sind, auf höherwertige Produkte auszuweichen. D.h. in Produktsegmente, in denen auch Schweizer Hersteller anbieten.

Momentan ist das in den Statistiken noch nicht klar sichtbar. Interessant ist jedoch ein Vergleich der Industrieumfragen für Deutschland und für die Schweiz. Vor den Versorgungsproblemen verzeichnete die Hälfte der deutschen Industriefirmen keinerlei Hemmnisfaktoren in der Produktion. In der Schweiz waren es – u.a. wegen dem überbewerteten Franken – nur 20 Prozent. Das hat sich in den letzten Quartalen mit den Materialengpässen geändert. In Deutschland sind noch rund 15 Prozent hemmnisfrei. In der Schweiz ist der Anteil geringfügig höher.

Anteil der Industriefirmen ohne Hemmnisse in der Produktion (in Prozent)

Quellen: KOF ETH, Eurostat

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