Einkommensschere als Hauptursache für Tiefzinsen und Sparüberschuss - neue Erkenntnisse aus der Jackson-Hole-Konferenz der Zentralbanken

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Blog Daniel Lampart

Obwohl die Teuerung positiv ist und weiter steigt, sind die Zinsen nach wie vor negativ. In der Schweiz sind die 10-Jahres-Zinsen bei rund -0.3 Prozent (Bundesobligation). In Deutschland sogar bei rund -0.4 Prozent – trotz höherer Teuerung als in der Schweiz.

Es gibt viele mehr oder weniger plausible Erklärungen für die tiefen Zinsen. Unmittelbar ist der Haupttreiber natürlich die Geldpolitik mit den negativen Geldmarktzinsen und den Wertpapierkäufen in den USA oder der Eurozone. Doch die Zinsen sind schon vor der Finanzkrise und der expansiven Geldpolitik gesunken. Was steht hier dahinter?

Der Zins ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Ersparnissen und der Kredit- oder Kapitalnachfrage. Ein tiefer Zins ist die Folge eines «Sparüberschusses», wie die ÖkonomInnen sagen.

Doch woher kommt dieser Sparüberschuss? Es gibt Leute, die behaupten, dass die demografische Alterung die Ursache sei (so auch in gewissen Seco-Studien). Doch das ist nicht sehr plausibel. Denn die Baby-Boomer, welche gemäss dieser Theorie viel gespart hätten, gehen mehr und mehr in Rente, wo sie Ersparnisse aufbrauchen bzw. weniger sparen. Die Zinsen müssten daher wieder gegen oben tendieren.

Es braucht daher andere Erklärungen. Der IWF hat schon vor einiger Zeit für Deutschland gezeigt, dass die Sparpolitik der öffentlichen Hand (Schuldenbremse) und die Akkumulation von Kapital in den Firmen den Sparüberschuss in Deutschland verursachen. Die Löhne hielten mit den Gewinnen der Firmen nicht mit, so dass die Firmen ihre Kassen füllen konnten und die Vermögen der AktionärInnen stiegen.

An der diesjährigen Jackson-Hole-Konferenz der Zentralbanken wurde eine Studie für die USA publiziert, welche ebenfalls zum Schluss kam, dass die Verteilung und nicht die demografische Alterung der Haupttreiber ist. Die Topverdiener sparen mehr als die mittleren und tiefen Einkommen. Ihr Anteil an den Gesamteinkommen hat seit den 1980er-Jahren signifikant zugenommen. Die Studie weist statistisch nach, dass die Einkommensschere die sinkenden Zinsen erklären kann – und sie zeigt, dass die demografische Alterung hingegen keine signifikante Rolle spielt. 

Mit Lohnerhöhungen für die tiefen und mittleren Einkommen sowie einer Steuer- und Sozialpolitik, die für mehr Ausgleich sorgt, würde sich nicht nur die soziale Lage verbessern. Sondern auch die Zinssituation müsste sich sukzessive wieder korrigieren.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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