Schweiz hat ähnliche Staats-Schuldenquote wie Tansania oder Burundi - die finanzielle Lage der Schweiz ist aber viel, viel besser. Das zeigt, dass die so genannte "Schuldenquote" nichts Relevantes aussagt

  • Finanzen und Steuerpolitik
Blog Daniel Lampart

Tansania, Burundi und die Schweiz haben eine Staats-Schuldenquote, die sich in einer ähnlichen Grössenordnung bewegt. Sind somit die Staatsfinanzen in diesen drei Ländern im gleichen Zustand? Nein, natürlich nicht. Dieser Vergleich illustriert, wie untauglich das Konzept der Schuldenquote ist.

Entscheidend für die Beurteilung der Staatsschuld ist vor allem der Zustand der Volkswirtschaft in den jeweiligen Ländern. Diesbezüglich ist die Lage in Burundi dramatisch. Das Land ist – je nach Betrachtungsweise – das ärmste der Welt. Burundi muss sich im Ausland verschulden. Zu Beginn der 2000er-Jahre brauchte es sogar einen Schuldenerlass, weil es die Zinsen nicht mehr zahlen konnte und weiter zu verarmen drohte. Tansania steht etwas besser da. Doch auch dieses Land hat mehr als die Hälfte seiner Staatsschuld im Ausland aufgenommen. Und das in Dollar, weil eine Kreditaufnahme in der schwächeren Landeswährung Schilling schwierig ist. Weil sich die Währung tendenziell aufwertet, steigt die Zinsenlast entsprechend an.

Die Schweiz steht da ganz anders da – obwohl der Anteil der ausstehenden Obligationen von Bund, Kantonen und Gemeinden am BIP («Schuldenquote») ungefähr gleich hoch ist wie in den afrikanischen Ländern. Die Schweizer Wirtschaft produziert Jahr für Jahr Überschüsse. Die Schweizerinnen und Schweizer legen Jahr für Jahr Kapital im Ausland an. Das Land ist daher im internationalen Vergleich ein Gläubiger. Wenn der Staat Kredit aufnimmt, kann er das problemlos in Franken tun. Die Anleger rissen sich in den letzten Jahren sogar um Schweizer Bundesobligationen. Sie waren bereit einen Negativzins zu zahlen. Die Zinsen, die Tansania oder Burundi zahlen müssen, liegen hingegen bei 10 Prozent und mehr.

Die "Schuldenquote" zählt übrigens nur die ausstehenden Kredite des Staates zusammen und stellt sie in Relation zum BIP. Es handelt sich um eine Bruttobetrachtung, wie wenn bei einem Eigenheimbesitzer nur die Hypothek angeschaut würde. Der Schweizer Staat hat aber nicht nur sehr finanzkräftige Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, so dass man sich keine Sorgen um die öffentlichen Finanzen machen muss. Er hat sogar mehr Vermögen als Schulden. Und somit ein Eigenkapital, obwohl er das angesichts der finanzkräftigen Bevölkerung nicht bräuchte. Das Eigenkapital beträgt - je nach Definition - rund 100 Mrd. Fr.

Brutto-Schuldenquote des Staates: Schweiz, Tansania und Burundi

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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