Ursachen und Massnahmen gegen die Lohnschere in den USA - Fazit aus einer eben erschienenen Analyse

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Blog Daniel Lampart

In der US-Wirtschaft ging die Lohnschere in den letzten 25 Jahren besonders stark auf. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, welche diese Entwicklung zu erklären versuchen. Die Resultate sind (noch) nicht eindeutig. Eine eben erschienene Analyse von Forschern um den renommierten Arbeitsmarktökonomen John Haltiwanger kommt zu folgendem Schluss: Die Lohnschere entstand vor allem deshalb, weil die Hochlohn- und Tieflohnbranchen auseinanderdrifteten. Auf der einen Seite die Banken, die grossen IT-Firmen wie Apple oder Alphabet oder die Rohstoffhändler. Diese zahlen höhere Löhne und beschäftigten mehr Personal als früher. Auf der anderen Seite riesige Detailhändler wie Walmart oder Amazon oder grosse Gastroketten und Temporärbüros. Besonders interessant ist eine Schlussfolgerung der Studie, dass bei diesen Megafirmen der übliche «Grossfirmen-Zuschlag» bei den Löhnen verloren gegangen ist. Die Firmenchefs haben die Löhne stark gedrückt.

Wenn diese Analyse stimmt, was müsste man dann tun, damit sich die Lohn- und Einkommensschere schliesst? Am besten macht man eine gegenläufige Zangenbewegung. Bei den Grossfirmen im Tieflohnbereich braucht es starke Gewerkschaften, welche höhere Löhne durchsetzen und die Arbeitnehmenden stärker an den Grössenvorteilen beteiligen. Oder – wenn es die Gewerkschaften nicht schaffen – staatliche Mindestlöhne, welche zu höheren Löhnen führen. Oben in der Lohnhierarchie haben höhere Steuern die schnellste und beste Wirkung. Die Lohnexzesse werden abgeschöpft und an die unteren Einkommensklassen umverteilt.

Eigentlich simpel – wenn es nicht die politischen Interessen und Machtverhältnisse gäbe … Erfreulich ist, dass sich auf Staten Island am 1. April erstmals eine Gewerkschaft bei Amazon etablieren konnte.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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