Spekulations-Geschäfte mit Nahrungsmitteln sind unmoralisch. Die "Spekulationsstop-Initiative" sorgt dafür, dass solche Geschäfte wenigstens in der Schweiz verboten werden. Der SGB hat die Ja-Parole beschlossen.
Banken, Vermögensverwaltern, Versicherungen und institutionellen Anlegern ist verboten, in Finanzinstrumente zu investieren, die sich auf Agrarrohstoffe und Nahrungsmittel beziehen. Verträge mit Produzenten und Händlern von Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln über die terminliche oder preisliche Absicherung sollen jedoch zulässig bleiben. Das sind die beiden zentralen Bestimmungen der "Spekulationsstop-Initiative".
Den Hunger bekämpfen
Das Volksbegehren will so den weltweiten Hunger bekämpfen. Jean Ziegler - und er weiss als ehemaliger Sondergesandter der UNO gegen den Hunger, wovon er spricht - hält den Hunger für den absoluten Skandal unserer Zeit. Alle fünf Sekunden verhungere ein Kind unter zehn Jahren. Warum? Nicht wegen fehlender Produktion, sondern mangelndem Zugang zu Nahrung. Und wie kommt das? Ziegler: "Die Spekulation treibt die Preise in die Höhe. Gemäss einer FAO-Statistik haben sich die Weltmarktpreise der Grundnahrungsmittel zwischen 2002 und 2012 verdoppelt. 1,1 Milliarden Menschen leben in Slums, wo die Mütter mit ganz wenig Geld die tägliche Nahrung kaufen müssen. Wenn nun die Preise der Grundnahrungsmittel nur steigen, sind diese Mütter nicht mehr in der Lage, ihre Kinder zu ernähren."
Kaum Abwanderung von Firmen
Der SGB hat die Ja-Parole beschlossen. Die von den Gegnern ins Feld geführten Steuerausfälle und Arbeitsplatzverluste hält er für masslos übertrieben. Denn richtig betroffen sind einzig Hedgefonds, die an die (Nahrungsmittel-)Rohstoffmärkte gebundene Derivate anbieten. Davon gibt es in der Schweiz nur wenige. Mit Nahrungsmitteln handelnde Rohstoffhändler, die vor allem im Genferseebogen und in Zug eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung haben, sind nur betroffen, wenn sie Geschäfte tätigen, die nicht zur eigentlichen Absicherung des realen Handels dienen. Beschränkt betroffen dürften auch Banken sein, die im Eigenhandel solche Geschäfte tätigen. Fazit: Abwanderungen von Firmen dürften sich in engen Grenzen halten.
Einmal vorangehen
Sowohl in den USA wie in der EU ist die Nahrungsmittel-Spekulation zurzeit ein heisses Diskussionsthema. Zu erwarten ist, dass in beiden Räumen in nächster Zeit diesbezügliche stärkere Regulierungen erlassen werden dürften. Ein Teil der Schweizer Finanzwelt wird dabei sicher versucht sein, in die Bresche zu springen und mehr solche Geschäfte anzuziehen. Ein Ja zur Initiative würde dies zum Vornherein verhindern.